Erinnerungen an die Bimmelbahn von Mosel nach Ortmannsdorf von Lars Müller LAM@bigfoot.de
Die Kleinbahn mit der Spurweite von 750 Millimetern verkehrte vom 1. November 1885 bis zum 20. Mai 1951. Die Strecke begann am Bahnhof Mosel, wo Anschluss an die Hauptstrecke von Dresden nach Hof bestand. In der Gemeinde Wulm erreichten die Züge den Mülsengrund. Ab hier schnaufte die Bahn immer rechts vom Mülsenbach bergauf. Erst kurz vor der Endstation in Ortmannsdorf wurde das Gewässer überquert.
In jedem Ort gab es einen Haltepunkt. Der Endbahnhof lag sogar teilweise auf der Niclaser Flur. Die Bahn startete 257 Meter über dem Meer. Zunächst ging es bis zur Mulde kurz bergab und danach auf eine Höhe von gut 339 Metern über Normalnull. Zeitweise gab es Pläne, die Strecke bis Wildenfels zu verlängern und sogar an die Kleinbahn von Wilkau-Haßlau nach Carlsfeld anzubinden.
Für die rund 14 Kilometer lange Strecke zwischen Mosel und Ortmannsdorf benötigten die gemischten Züge, die aus Personen- und Güterwagen bestanden, ungefähr 70 Minuten. Bei der Mülsengrundbahn waren drei Lokomotiven stationiert. Trotzdem war der Fahrplan so gestaltet, dass in der Regel nur ein Zug auf der Strecke unterwegs war. Damit verkehrten täglich fünf Paare.
Mit der Bahn erhofften sich vor allem die Webereien und Strumpfwirkereien der Region einen wirtschaftlichen Aufschwung. Auch die Motorenwerke Stephan profitierten vom Eisenbahnanschluss. Und die Mülsengrundbewohner nutzten die Züge für die Fahrt nach Zwickau oder Glauchau.
Einen Monat nach der Inbetriebnahme, im Dezember 1885, wurden schon 8020 Fahrgäste befördert. Während des Zweiten Weltkrieges wurde der Personenverkehr zeitweise eingestellt und durch Reichsbahn-Omnibusse ersetzt. Nach dem Krieg erlebte die Bahn nochmals einen kurzen Aufschwung - bis zu ihrem Ende im Jahr 1951.
Am letzten Betriebstag wurden die Züge, die bei schönstem Frühlingswetter voll besetzt waren, mit Musik an den Bahnhöfen verabschiedet. Den Bürgern im Mülsengrund fiel die Trennung von ihrer Bimmelbahn schwer, erinnert sich Werner Markgraf. Schon einen Tag nach dem Betriebsschluss begann der Streckenrückbau.
"Die Dienstzüge wurden von den Stammloks gezogen, die dabei wohl ihre traurigste Arbeit ausführten und an ihrem eigenen Grab schaufelten", so der Heimatforscher W. Markgraf.. Die Schienen wurden nach Reichsbahnangaben für die Errichtung des Berliner Außenrings benötigt. Anderen Gerüchten zufolge landete der Stahl als Reparationsleistung in der Sowjetunion. Protest war zwecklos.
Heute erinnern die Ulmen bei den ehemaligen Wartehäuschen, die in Mülsen St. Micheln und Stangendorf noch stehen, an die Mülsengrundbahn. Nur noch ansatzweise ist der Bahndamm zu erkennen. Teilweise ist der einstige Bahnkörper inzwischen bebaut. In Jacob steht noch das Bahnhofshotel "Linde", direkt an der Kreuzung von Bahn und B 173. Am Endpunkt Ortmannsdorf sind Lokschuppen und Bahnhofsgebäude erhalten geblieben.
Quelle: "Freie Presse" vom 24.06.98
Hier einige Abbildungen von den "Bahnhöfen" der Mülsengrundbahn in geordneter Reihenfolge