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Woher kamen die Bewohner des Mülsengrundes?

Thüringische und fränkische Bauern besiedelten den Grund

Ist das Landschaftsbild des Mülsengrundes von uns als nicht einheitlich gekennzeichnet worden, so ergibt sich bei der Betrachtung der Bewohner ein noch lebhaftes Mosaik.

Die Besiedelung des Grundes ist in der Hauptsache von thüringischen und fränkischen Bauern durchgeführt worden. Im oberen Grunde geschah dies auf Veranlassung der Hartensteiner, im unteren auf Geheiß der Glauchauer Herren; im mittleren dürften die Lichtensteiner nicht ohne Einfluss geblieben sein. Ein gewisser Teil dieser Bevölkerung ist daher wohl nicht mit Unrecht als Nachkommenschaft der Franken und Thüringer anzusehen.

Zu Zeiten wirtschaftlicher Not, an denen es besonders in Bayern selten mangelte, wanderte man dort aus und wandte sich auch dem benachbarten Sachsen zu. Es kamen daher Leute, vor allem aus dem "Walde" in unsere Gegend und traten bei den hiesigen Bauern in Dienst. Aber auch das Sudetenland, Böhmen und Mähren führten dem Grunde Menschen zu, ganz abgesehen von denen, die aus der nächsten Nachbarschaft, aus der Glauchauer und Zwickauer Pflege sowie dem Erzgebirge, kamen. Bald zeigte sich, dass der Boden nicht ausreichte, um allen Arbeit und Brot zu geben. Industrie entstand. Wir nennen als bedeutendsten Zweig derselben, die für den Mülsengrund seit hunderten von Jahren typische Weberei. Im unteren Tale gesellte sich später die Strumpffabrikation hinzu. Neuerdings fand die Metallbranche Eingang. Wir denken an die Motorenfabrik Stephan in Thurm und an ein gleichartiges im Entstehen begriffenes in Niedermülsen.

Die Weberei erlebte manche Blütezeit. Dann strömten aus anderen Webergegenden, z.B. aus Meerane, Arbeiter herbei, von denen viele in ebenso zahlreichen Perioden des Niederganges sich nach anderen Beschäftigungen umsehen mussten. Die Schächte im benachbarten Zwickauer Kohlenbecken zogen manche Feiernden an sich, um ihn nicht wieder loszulassen. Der obere Grund schloss sich in dieser Beziehung mehr an das näher liegende Oelsnitzer Kohlenbecken. Ebenso verlangten die Crossener Papierfabriken nach Kräften. Nicht wenig Menschen, namentlich des unteren Grundes, legen täglich viele Kilometer zurück, um auf teilweise beschwerlichen Wegen an ihr Ziel zu gelangen. Wenn sie sich dabei auch des Fahrrades bedienen, so bedeutet dies für sie, besonders bei schlechtem Wetter und im Winter, keine Annehmlichkeit. Ebenso ergeht es den zahlreichen Bauarbeitern, Maurern, Zimmerleuten usw., die im Mülsengrund nicht genug Erwerbsmöglichkeiten haben und Tag um Tag "über den Berg", das heißt, nach Zwickau, Lichtenstein oder Glauchau müssen.

(Scholz, Stangendorf?)